Entstehung, Analyse, Rezeption, Originale Vorreden, Widmungsträger, Quellen der Musikalischen Exequien

Quelle: Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz

Entstehung Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Heinrich Posthumus Reuß, Herr von Gera, Greiz und Lobenstein, wählte 1634/35 Texte aus der Bibel, die auf seinem Sarkophag stehen sollten. Er ließ seinen Sarg so gestalten, dass auf dem Deckel und an den Seiten 25 Bibelverse und Kirchenliedzeilen standen, die sich mit Tod und Auferstehung beschäftigen. Von zentraler Bedeutung war für den Auftraggeber das Canticum Simeonis, wobei es sich um Worte des alttestamentarischen Priesters Simeon vor seinem Tode handelt. Heinrich Posthumus Reuß identifizierte sich sehr mit der Figur des Priesters, was bis dahin führte, dass er wünschte, am Begräbnistag Simeons, dem 4. Februar, beigesetzt zu werden.

Als Heinrich Schütz 1635 aus Dänemark zurückkehrte, erhielt er von der Witwe des am 3.12.1635 Verstorbenen den Auftrag für die Vertonung der Bibelverse. Es entstanden die Musikalischen Exequien, deren Druckfassung 1636 als op. 7 in Dresden erschien.

Die Exequien (lat. exequiae) beinhalten die Riten beim letzten Geleit. Je nach Gelegenheit umfassen sie drei oder weniger Stationen, in deren Verlauf eine Reihe liturgischer Gesänge vorgetragen werden. Heinrich Schütz ordnete die Sprüche zu einem Concert in Form einer Missa, nach Art des lateinischen Kyrie und Gloria. Ergänzt wird das Concert durch eine doppelchörige Motette über den Bibeltext der Predigt bei der Beisetzung. Danach folgt das doppelchörige Canticum Simeonis als Höhepunkt. Zur Würdigung der Verdienste seines Freundes Heinrich Posthumus Reuß stellt Schütz der Druckfassung ein Nachrufgedicht voran.

Mit dieser Komposition wurde auch gleichzeitig der Ablauf der Totenfeier festgelegt:

Analyse Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Bereits die Exequien der vorreformatorischen Zeit setzten sich aus drei Teilen zusammen: 1. Überführung des Verstorbenen in die Kirche, 2. Feier der Messe angesichts des aufgebahrten Toten und 3. Prozession zum Grabe.

Die Textauswahl des verstorbenen Heinrich Posthumus Reuß verlangte auch diese Aufteilung. Die Gewichtung der Teile ist jedoch bzgl. der oben beschriebenen Dreiteilung verschoben worden. Die Teilstücke wurden vom Komponisten mit

Der Doppelchörigkeit des dritte Teiles liegt eine symbolische Bedeutung zu Grunde: Der 5stimmige Chor (Mezzo-Sopran, Alt, 2 Tenöre, Bass) steht für die auf der Erde zurückgebliebenen - die eher tiefer gewählten Stimmlagen verkörpern das irdische; der zweite, dreistimmige Chor (2 Soprane, Bariton) bezeichnet durch die höheren Stimmlagen die Engel im Himmel, die Seraphime. Mit dem Gegensatz von "hohem" und "tiefem" Chor zeichnete Heinrich Schütz die Entfernung zwischen Himmel und Erde musikalisch nach.

Rezeption Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Mit den Musikalischen Exequien komponierte Heinrich Schütz eine der kunstvollsten Trauermusik des 17. Jahrhunderts. Dem Auftragswerk stellte er ein besonderes Verzeichnis der in diesem Werk befindlichen musikalischen Sachen nebst Anweisung an den günstigen Leser für eine "richtige" Aufführung voran. Rudolf Henning schrieb in der Aufsatzsammlung Sagittarius: Die Exequien [...] sind eine ausgesprochene Gelegenheitskomposition für einen bestimmten Anlaß; ... . Man kann sie freilich heute noch aufführen; da ihnen aber bei einer modernen Aufführung der unmittelbare Bezug zu ihrem ursprünglichen Anlaß fehlt, geht zwangsläufig ein Teil ihres tieferen Sinnes verloren. (S. 56)

Obwohl Schütz die Musikalischen Exequien in die Reihe seiner Hauptwerke als op. 7 aufnahm (Werkverzeichnis des Komponisten von 1647) und damit versuchte, diese Trauermusik von seiner ursprünglichen Bestimmung zu lösen, fand [dies] offenbar [...] nur wenig Resonanz bei den Zeitgenossen. Erst mit der Schütz-Renaissance des 20. Jahrhunderts konnte den Wunschvorstellungen nach einem Weiterleben der Exequien Rechnung getragen werden, die dem Werk, wenngleich nun nicht mehr unter liturgischem, sondern unter ästhetischem Vorzeichen, einen Platz - und sogar einen bevorzugten - unter Schütz' "Opera" im vollsten Sinne des Wortes zubilligte. (Breig, S. 65)

Originale Vorreden Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Absonderlich Verzeichnüs deren in diesem Wercklein
befindlichen Musicalischen Sachen / nebenst den
Ordinantzen an den Günstigen Leser.

IN diesem Musicalischen Wercklein seynd nur dreyerley Stücke oder Concert zu befinden. 1. Alle die jenigen Sprüche heiliger Schrifft / vnd Gesetzlein Christlicher KirchenGesänge / welche Ihre Selige verstorbene Gnaden / bey dero Lebzeiten auf Ihren in geheimb geschafften Sarck / außwendig auff dem Deckel vnd auff beyden Seiten auch zum Häubten vnd Füssen / verzeichnen vnd schreiben lassen / zusammen in ein Concert gefasset / vnd auffgesetzet / in Form einer Teutschen Missa, nach art der Lateinischen Kyrie, Christe, Kyrie Eleyson. Gloria in excelsis. Et in terra pax & c. 2. Die Wort oder der Text welchen Ihre Selige Gnade zu dero Leichpredigt erkohren vnd verordnet haben: HErr wenn ich nur Dich habe / etc. 3. Der von Ihrer Seligen Gnaden bey dero herrlichen Leich beysetzung verordnete Gesang Simeonis HErr nun Lässestu deinen Diener in Friede fahren / etc. Worzwischen ein absonderlicher Chor mit andern Worten eingeführet wird / deren anfang ist: Selig sind die Todten / etc. Folgen nun die Ordinantzen vnd anstellungen eines ieglichen Concerts.

I.
Ordinantz des Concerts oder der Teutschen Begräbnis
Missa: Nacket bin ich von Mutter Leibe kommen.
folg. 1.

1. Dieses nach art einer Lateinischen oder Teutschen Missa auffgesetzte Concert, ist eigentlich 6. Vocum oder mit 6. Sängern in die Orgel concertiret, vnd hat Zwei Discant, einen Alt, zwey Tenor, vnd einen Bass. 2. In der Alt Partey aber / so befindet sich in zweyen Versen auch noch eine Bass Stimme (wenn der Alt ohne das vaciret oder stillschweiget) welche zu besserer variation deß Concerts gemeinet ist / vnd dahero auch mit bestellet vnd gesungen werden muß. 3. Aus diesen sechs Concertat Stimmen können ferner (wo das Wort Capella stehet) Sechs andere Stimmen / biß auff die nechstfolgenden strichlein / abgeschrieben / vnd also noch ein absonderlicher Chor oder Capella mit angestellet vnd eingeführet werden. 4. Den Bassum Continuum habe ich den Sängern zum Vorteil / vnd zu berürung deren auff der Orgel zu diesen Wercke mir gefälligen chorden eine Quarta niedriger transponiret, ohngeachtet mir nicht ohnwissend / daß ad Quintam inferius, es auff der Orgel natürlicher kommen / damit auch vielleicht den ohngeübten Organisten eines theils besser gedienet gewesen were. 5. Weil die Gesetzlein der Teutschen KirchenGesänge von allerhand Tonis, ich in ein Corpus zusammen bringen sollen / hoffe ich verständige Musici mir verzeihen werden / wo ich aus den Schrancken Noni Toni bißweilen außschweiffen vnd solchen Kirchen Melodeyen nachgehen müssen. 6. Weme nun diese meine Arbeit gefallen möchte / könte deroselbigen sich bißweilen wie obgemeldet an statt einer Teutschen Missa vnd vielleicht in Festo Purificationis oder Dominica XVI post Trinitatis, auch nicht übel gebrauchen.

II.
Ordinantz der Motel: HErr wenn ich nur Dich habe.
fol. 14.

Ist Octo Vocum, hat zwey gleiche Chor, vnd kan auch ohne die Orgel nach beliebung angeordnet vnd musiciret werden.

III.
Ordinantz des Gesanges Simeonis: HErr nun lässestu
deinen Diener
im Friede fahren.
Fol. 16.

1. Ist zu wissen das dieses Concert zwey Chor vnd ieglicher Chor seine absonderliche Wort habe. Chorus primus ist Quinque Vocum vnd recitiret die Wort Simeonis: HErr nun lässestu deinen Diener. Chorus Secundus ist Trium Vocum, hat zwene Discant vnd einen Baritonum oder hohen Bass, singet folgende vnd andere Wort mehr: Selig seynd die Todten die in dem HErrn sterben. Mit welcher invention oder Choro Secundo der Autor die Freude der abgeleibten Sehligen Seelen im Himmel / in Gesellschafft der Himmlischen Geister vnd heiligen Engel in etwas einführen vnd andeuten wollen. 2. Primus Chorus werde allernechst bey die Orgel / Secundus Chorus aber in der ferne geordnet / vnd wie es etwa einem ieden für das rathsambste bedüncken wird. 3. Wer auch diesen Chorum Secundum noch ein: oder zweymal abschreiben lassen / vnd nach gelegenheit der Kirchen an vnterschiedenen Orten solche Partheyen anstellen wolte / würde des Autoris Hoffnung nach / den effect des Wercks nicht wenig vermehren.

Vor den Violon oder die grosse Bassgeigen etliche
erinnerungen /
weil raum übrig gewesen /
Appendicis loco hieher gesetzet:

DAs der Violon oder die Grosse Bassgeige zu den Concertat Stimmen (wann nemlich / dieselbigen in ein still Orgelwerck alleine Concertiret vnd gesungen werden) das aller bequemste / anmutigste vnd beste Instrument, der Music auch eine sonderbahre Zierde sey / wann es recht gebraucht wird / erweiset nicht alleine der effect selbsten / Sondern bekräfftigen hieruber auch die Exempel der berümbtesten Musicorum in Europa, welche heutiges Tages dieses Instruments sich allenthalben bey ihren Anstellungen besagter massen gebrauchen. Dahero dann nicht ohnrahtsamb ist / daß bey vorhergehenden publicationen Musikalischer Contertirenden Sachen / nebenst dem Basso Continuo vor die Orgel / hierüber noch ein Abdruck vor den Violon gemacht / und dem opere beygefügt werde. Wie dann bey gegenwertigem Wercklein von mir auch geschehen / vnd künfftig bey / geliebts Gott / bald folgenden andern meinen Editonen es dero gestalt zu halten / Ich entschlossen bin. Ob nun wol vor mehr gemelten Violen ein absonderlicher vnd auff solch Instrument eigentlicher gerichteter Bass, vnd nicht nur der Abdruck des Basses vor die Orgel / könte aufgesetzt vnd publicirt werden / so lässet man es doch vmb ersparung der Vncosten willen / bey solchem Abdruck billich verbleiben: Vnd wird dem jenigen / welcher solch fundamental Instrument zu tractiren gelernet hat / zugetrauet / daß alles mit scharffen Gehör vnd gutem Verstande / Er zu handeln selbst wol wissen werde. Jedoch vmb der vngeübten willen / hab ich drey kurtze erinnerungen / hier bey setzen wollen / mit was discretion der Violen auß solchem Abdruck von Orgell Baß, gegeiget werden könne:
1. Wo ein Alt oder Tenor Clavis gezeichnet stehen / kan der Violen ebener massen / doch immer in der tieffen / oder in den Octaven darunter mit gestrichen werden / zum Exempel; zu einem Tricinio, alß zweyen Discanten vnd einem Alt, kan der Violen den Alt eine Octava niedriger mit gutem effect führen / iedoch ist zu mercken / wie folgt:
2. Wenn solche hohe Parteyen / sey gleich Discant, Alt oder Tenor, nach einander Fugen weiß eingeführet werden / daß so dann der Violen so lang still schweige / vnd mit dem Bass erst einfalle.
3. Ist auch in sonderheit zu observiren, wann etwa eine alleine auch zwey / oder mehr Vocal Bass stimmen concertiren, daß so dann der Violon auch still schweige / weil ohne deß der Vocal Bass das fundament füret vnd der Violon mit ebenmässigen Chorden oder Vnisonien eine vnangeneme harmonei verursachet. Wie dann dieses vnd was etwan mehr zu erinnern scheinen möchte / das Gehör vnd die Vbung geben vnd lehren wird.

[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 130 - 135]

Widmungsträger Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Heinrich Schütz komponierte die Musikalischen Exequien für die Trauerfeier von Heinrich Posthumus Reuß (1572 - 1635), Herr von Gera, Schleiz und Lobenstein mit Plauen. Er gehörte zur jüngeren Linie der Reußen von Plauen zu Gera und wird als ordentlicher, beflissener und gebildeter Mann, der weitgereist und vielerfahren sei, beschrieben.

Der Sohn von Heinrich XVI dem Jüngeren Reuß von Plauen (1530 - 1572) und Dorothea Gräfin von Solms-Münzenberg-Sonnenwald (1547 - 1595) erhielt seine humanistische Ausbildung in Gera, Studium an den evangelischen Universitäten Jena und Straßburg, heiratete in erster Ehe 1594 Magdalena Gräfin von Hohenlohe-Langenberg (1572 - 1596) und in zweiter 1597 Magdalena Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt (1580 - 1652). Im selben Jahr - 1597 - übernahm er sein bis dahin vormundschaftlich verwaltetes Land und residierte bis zu seinem Tode auf Schloss Osterstein bei Gera. Er bemühte sich im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts mit Erfolg, sein kleines Land von der ererbten Schuldenlast zu befreien und die Schule, die Justiz, den Kirchenbau und die Musikpflege soweit es möglich war zu fördern. Auf Grund der begrenzten Möglichkeiten konnte Heinrich Posthumus nicht mit großen Höfen konkurrieren, dafür beschränkte er sich auf das machbare: 1617 beriet Heinrich Schütz den Herrn von Reuß beim Aufbau der Hof-, Kirchen- und Schulmusik in dessen Herrschaftsbereich.

Die Beziehungen zwischen den Reußen und der Schütz-Familie sind älter: Dem Landesvater Heinrich zu Ehren hatte der Köstritzer Christoph Schütz als reußischer Untertan einem seiner Söhne den in der Familie bis dato ungebräuchlichen Vornamen Heinrich gegeben.

Am 3. Dezember 1635 starb Heinrich Posthumus; einbalsamiert wurde er in der Kapelle des Geraer Schlosses Osterstein aufgebahrt. In der Schlosskapelle hielt der Pfarrer Bartholomäus Schwarz am 2. Februar 1636 die erste Leichenpredigt. Danach wurde der Leichnam in die Pfarrkirche St. Johannes überführt und am 4. Februar in der Familiengruft beigesetzt.

Heinrich Posthumus Reuß

Widmung Musikalische Exequien SWV 279 - 281

An Heinrich den Jüngeren Posthumus von Rheuß (Gedicht)

An den
Christ~Seligst verstorbenen / Hochwolgebornen Herrn /
Herrn Heinrichen / den Jüngern vnd Eltisten Reußen /
Herrn von Plauen / etc.
WAr es denn nicht genug an dieser Straff vnd Ruhte /
Mit der / der höchste GOtt vns / aus gerechtem Muhte /
Umb vnsre schwere Sünd / vnd grosse Missethat /
Durch der Bellonen Grimm biß her gesteupet hat;
Indem was gutes nur war vormals angerichtet /
Nun lieget gantz vnd gar zertreten vnd zernichtet /
All` Ordnung ist zertrennt / Gesetze sind verkehrt /
Die Schulen sind verwüst / die Kirchen sind zerstört?
Daß eben auch darzu diß Vnglück muste kommen /
Daß Ihr / O wehrter Held / vns würdet hingenommen
Durchs Todes Wüterey / in der so trüben Zeit /
Vnd mehren vns dadurch so sehr die Noht vnd Leid?
Der Ihr den Musen wart jhr Schirm / Schutz / Freud vnd Wonne /
Der Ihr der Gottesfurcht wart eine helle Sonne /
Der Ihr habt Schulen neu- vnd Kirchen aufferbaut /
Vnd sie bestellet wol / vnd embsig zugeschaut /
Damit der Gottesdienst werd ohne falsch geführet /
Vnd mit Gesang vnd Klang auffs lieblichste gezieret /
Der Ihr / wie David selbst auch eure Zung vnd Hand /
Durch gantz kunstreichen Schall / erhoben vnd gewandt
Zu GOttes Ehr und Preiß / mit andern Musicanten /
Die Ihr geliebt so sehr / daß solcher Kunst Verwanten
Vier tausend gleichfals Ihr euch hättet auch bestellt /†)
Wann Ihr gewesen wärt jhm gleich am Gutt vnd Gelt.
Was soll ich melden hier, wie mein geringes Singen
Vnd Bäuerischen Thon / Ihr auch den schönsten Dingen
Zuachten pflaget gleich / vnd welche Huld und Gunst /
Vnd was für Woltaht Ihr mir wegen solcher Kunst /
Erwiesen offtermals: bevorauß weil genommen
Ich meinen Vrsprung hat / vnd auff die Welt war kommen
In euer Herrschaft Grund / in dem Ihrs selbst für Ehr
Euch hieltet / vnd darümb mich liebtet desto mehr.
Nun aber seyd Ihr hin von vns gerissen worden:
Jedoch Ihr euch befindt dort in dem Meister Orden
Deß himmelischen Chors / wo Usaph immerdar /
Sampt Heman / Jedithun vnd andrer Sänger Schaar /
Den dreimahl Heilgen GOTT lobsingen / rühmen / preisen /
Durch wundersüssen Thon / vnd allerschönste weisen /
Mit welchen Ihr zugleich auch eure Stimm erschwingt /
Vnd zu desselben Lob ein neues Lied erklingt.
Wolan / ergetzet Euch in solcher Lust vnd Freuden;
Wenn mir verhelffen wird daß dieser Angst vnd Leiden
Auch GOtt an solchen Ort / daselbst zuwohnen bey
Der Ausserwehlten Schaar / vnd Himmels~Cantorey;
So wollen wir zugleich auff Engelische Weisen /
Mit sampt den Cherubin vnd Seraphin hoch~preisen
Der Höchsten für vnd für / vnd singen: Heilig GOtt / **)
Ja Heilig / Heilig sey der grosse Zebaoht. ††)
Wir wollen mit dem Chor der vier vnd zwantzig Alten /
Die ümb deß Lammes Stuhl / in lieblichsten gestalten
Dort haben ihre Sitz / einstimmen gleicher weis /
Vnd singen: Dir O HErr gebühret Krafft vnd Preiß.***)
Ja mit dem grossen Heer von viel~viel tausend Scharen /
Zusingen wollen wir in Ewigkeit fortfahren:
Das Lamb höchstwürdig ist zunemen / mehr vnd mehr /†††)
Krafft / Weißheit / Reichthumb / Stärck / vnd Lob / vnd Preiß vnd Ehr.
Indeß seht günstig an / was meine Musen schencken
Euch wollen hier zu letzt / zum Ehren angedencken /
Vnd achtet / weil es ist gar schlechtlich zu bereitt /
Daß es geschehen sey noch in der sterblichkeit.
Heinrich Schütz.

†) 1. Chron. 24.5.
*) Kösteritz / eine Meil weges von Gera
**) Es. 4.4.
††) Apoc. 4.8.
***) Apoc. 4.11.
†††) Apoc. 5.12.

[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 128 - 130]

Quellen Musikalische Exequien SWV 279 - 281

Klang:
Heinrich SCHÜTZ: Musikalischen Exequien. La Chapelle Royale, Ltg.: Philippe Herreweghe. Harmonia mundi France 1987

Noten:
Heinrich SCHÜTZ: Musikalische Exequien. Neue Ausgabe sämtlicher Werke Bd. 4, hrsg.: Dr. Friedrich Schöneich, Kassel 1956

Abbildungen:
Porträt: Heinrich Posthumus Reuß, Original: Ögemälde im Stadtmuseum Gera, Kopie: Gerlinde Böhnisch-Metzmacher - Druckfaksimile, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz
Titelblatt: Druckfaksimile, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz

Literatur:
In jeder Biographie über Heinrich Schütz findet sich eine Beschreibung dieser Komposition.

Othmar WESSELY: Der Fürst und der Tod. in: Walter BLANKENBURG (Hrsg.): Heinrich Schütz in seiner Zeit. Darmstadt 1985
Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930)
Rudolf HENNING: Zur Textfrage der "Musicalischen Exequien" von Heinrich Schütz. in: Sagittarius. Beiträge zur Erforschung und Praxis alter und neuer Kirchenmusik, Heft. 4. hrsg. im Auftrag der ISG, Kassel 1973, S. 44-56
Werner BREIG: Heinrich Schütz' "Musikalische Exequien": Überlegungen zur Werkgeschichte und zur textlich-musikalischen Konzeption. in: Schütz-Jahrbuch 11. Jahrgang, Kassel 1989, S. 53-68
Ingeborg STEIN: Christus, dir lebe ich. Die Sterbenserinnerung des Heinrich Posthumus Reuss in Musik versetzt durch Heinrich Schütz, hrsg. von Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz, Bad Köstritz 1998